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Der Turm

Epiktet und die Genügsamkeit

By 31. Januar 2019April 16th, 2019No Comments

Heute möchte ich über den griechischen Philosophen Epiktet schreiben. Das hat nun überhaupt nichts mit dem Tarot zu tun, aber liefert ebenso wie die Tarotkarten einigen Stoff zum Nachdenken. Epiktet ist mit schon lange bekannt. Von ihm stammt die Aussage, dass wir nicht an dem leiden, was geschieht, sondern daran, wie wir das, was geschieht, bewerten. Das ist eine große Wahrheit, die bis heute nichts an ihrer Gültigkeit eingebüßt hat.

Wie ich auf Epiktet gestoßen bin

Nun bin ich in einem Kriminalroman wieder mal auf Epiktet gestoßen. Dort versüßt sich der Kommissar nach einem anstrengenden Arbeitstag den Feierabend mit den Fragmenten von Epiktet. Oh, habe ich gedacht, die will ich auch haben. Mal sehen, was der alte Grieche sonst noch wissenswertes geschrieben hat. Ich habe mir also die Fragmente bestellt und dieses Büchlein erhalten:

Das Buch

Das Büchlein wurde 1938 im Rheingold-Verlag in Mainz gedruckt. Als Erstleserin musste ich erst einmal die bereits recht mürben Seiten mit einem scharfen Messer aufschneiden. Dann las ich, dass Epiktet um das Jahr 50 geboren wurde. Er lebte zunächst als Sklave in Rom, wurde aber später freigelassen und baute eine philosophische Lehrtätigkeit auf, die ihn weithin bekannt machte.
Die Fragmente sind eine Sammlung von meist recht kurzen Texten, die sich mit den verschiedensten Themen des Lebens beschäftigen, zum Beispiel mit der Genügsamkeit.
Text 137: „Die Genügsamkeit gleicht einem kurzen  und freudenreichen Weg, denn sie bietet viel angenehmes, verursacht aber nur geringe Mühe.“
Text 138: „Wappne dich mit Genügsamkeit, denn diese ist eine schwer einnehmbare Festung.“

Genügsamkeit und Autarkie

Was hat es denn mit dieser Genügsamkeit auf sich? Bei einem eher zufälliger Blick auf den daneben stehenden griechischen Text sehe ich, dass für das Wort Genügsamkeit dort autarkeia steht. Also lesen kann ich das noch, viel mehr ist nicht mehr drin. Ich schlage mein uraltes Griechisch-Wörterbuch auf und lese , was unter autarkeia steht:
1. Selbstgenügsamkeit
2. Selbständigkeit
Bei dem dazugehörenden Eigenschaftswort steht: sich selbst genügend; stark genug; unabhängig; siegesgewiss; sicher; zufrieden.
Das ist ja mal interessant. Was hat Genügsamkeit wohl mit Autarkie zu tun, mit Selbständigkeit, Stärke und Unabhängigkeit? Es ist eigentlich ganz einfach. Wenn ich genügsam bin, bedeutet das, dass ich nicht ständig nach irgendetwas strebe, sondern mir das, was gerade jetzt ist, genug sein lasse. „Eigentlich langweilig“, sagt eine Freundin dazu, „wenn ich genügsam sein muss, darf ich ja keine Sehnsucht mehr haben.“ Nein, so ist das nicht. Es geht sowieso nicht um müssen oder dürfen. Es geht darum, was Genügsamkeit mit mir macht. Im Zusammenspiel mit der autarkeia kommen wir bald auf den Gedanken, das uns die Genügsamkeit autark, also selbständig, stark und unabhängig macht. Und wenn wir Hoffnungen, Sehnsüchte und Wünsche haben, hilft uns die Genügsamkeit, daran nicht anzuhaften und von der ihrer Erfüllung abhängig zu sein. Oder anders ausgedrückt: Wir können Zufriedenheit und Glück empfinden, obwohl nicht alle unsere Sehnsüchte und Wünsche in Erfüllung gehen. Genügsam zu sein, macht uns also unabhängig, stark und zufrieden. Sicherlich gelingt es uns nicht immer und unsere unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte machen uns unglücklich. Besonders im Zusammenhang mit Liebe. Aber vielleicht hilft es doch zuweilen.

Tarotkarten zum Thema Genügsamkeit

Ich habe mir mal überlegt, welche Tarotkarten mir zum Thema einfallen. Das ist z.B. die Münzen V
Das ist nicht Genügsamkeit:

 

 

Genügsamkeit bedeutet nicht, sich mit jedwedem Elend einzurichten (Tarotkarte Münzen V)
Auch muss man sich nicht von seinen Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen abwenden (Tarotkarte Kelche VIII)
Und handlungsunfähig macht Genügsamkeit auch nicht. Wir sollen zur Erfüllung unserer Wünsche schon aktiv beitragen. Von nichts kommt nichts (Tarotkarte Schwerter VIII).

Bei der Durchsicht des Tarotkarten-Decks fand ich, dass der König der Münzen das sehr gut ausdrückt. Er schaut gelassen auf seine Münze und macht einen zufriedenen Eindruck. Man traut ihm aber zu, dass er jederzeit von seinem Thron aufsteht, wenn Handeln angesagt ist.


Na, dann wollen wir mal sehen wie wir das hinbekommen mit der Genügsamkeit.

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